Alles über den Weinviertler Dorfschmied

Weiterbildungsseminar für KellergassenführerInnen

Der letzte Weiterbildungsabend des Jahres 2022 für die Weinviertler KellergassenführerInnen führte in die Dorfschmiede des Vinoversums Poysdorf.  Schmiedemeister Josef Wessely machte das Eisen in der Esse heiß um Schmiedenägel und Schürhaken herzustellen.  In launigen Geschichten ließ er seine Leidenschaft, sein Lebenswerk in der Werkstatt Revue passieren. Anschließend stellte DI Erich Pieler seine beeindruckende Sammlung an Schmiedeerzeugnisse vor und erläuterte die Entwicklung des Weinviertler Dorfschmiedes. Jedes Jahr werden vom Verein „KellergassenführerInnen im Weinviertel“ in Kooperation mit AGRAR PLUS vier Weiterbildungs-Seminare abgehalten. Für Anfang 2023 wird bereits an einem Seminar für „Weinviertler Kellerkultur“, zuletzt als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt, gearbeitet.

Das Schmieden, zählte zur ältesten Handwerkskunst, überliefert sind 48 Meisterstellen im Weinviertel. Eine Besonderheit stellen die Curschmiede dar, welche zu ihrer handwerklichen Ausbildung auch eine tierärztliche Ausbildung in einem zweijährigen Kurs an der Veterinärschule nachweisen mussten. Die Curschmiede waren an den überregionalen Straßenverbindungen angesiedelt. Für die Brünner Straße wurden vier Standorte vorgesehen. Es waren dies Wolkersdorf, Gaweinstal, Wilfersdorf und Poysdorf.

Der Weinviertler Dorfschmied war der „Allrounder“ unter den Schmieden, der nicht nur für die Herstellung sondern vor allem auch für die Reparatur aller Gegenstände aus Metall zuständig war. Er schuf Werkzeuge aller Art wie Schaufeln, Hauen für die Winzer, Spitzhacken, Hämmer, Zangen, ebenso wie Schlossbleche und sonstige Türbeschläge, Nägel, Ketten und landwirtschaftliche Geräte wie Pflüge, Eggen, Walzen, und vieles mehr.

Eine typische Arbeit des Dorfschmiedes im Weinviertel war die Herstellung von speziell geformten Schlossblechen für die Keller- und Presshaustüren und die Gestaltung der eisernen Anschlagleisten bei den Türen (Ornamente, Symbole, Monogramme, Jahreszahlen) und der eisernen Gärgitter, die vor allem im südlichen Weinviertel vorkommen.  

Zudem war der Dorfschmied auch für den Beschlag von Pferden sowie für die von Kleinbauern verwendeten Ochsen und Kühen zuständig, die hier häufig für die anfallenden Zugarbeiten verwendet wurden, da ein Pferd nicht leistbar war.

Der Schmied war in früheren Jahren einer der angesehensten Berufe in ländlichen Gebieten.

Infolge der Technisierung und Modernisierung der landwirtschaftlichen Betriebe seit den 1960er Jahren ist dieser Berufszweig jedoch fast gänzlich aus den Märkten und Dörfern verschwunden. Einige wenige haben diese Entwicklung überstanden und haben sich als Kunstschmied oder Hufschmied für Reitpferde etabliert.

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